Villa Gubelmann

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Textilfabrikant Heinrich Gubelmann-Tobler (1806–1879) liess seine Villa mit Park 1876/78 nicht wie die meisten Industriellen auf dem Fabrikareal an der Zürcherstrasse, sondern im aufstrebenden Bahnhofquartier an bester Geschäftslage bauen. 1898 erstellte sein Sohn Albert Gubelmann neben der Villa ein für die Erbauungszeit sehr modern organisiertes Landwirtschaftsgebäude mit Doppelstall und Futtertenn, Milchhütte, Heuraum und Hocheinfahrt. Zusammen mit den weiteren Gubelmann-Villen und dem Neubau im Park bilden sie ein wichtiges Ensemble in Unterwetzikon.

Die Villa
Der bedeutende Wetziker Fabrikant Heinrich Gubelmann-Tobler (1806–1879) liess seine Villa samt Park mit wunderschönem Baumbestand 1876–1878 im aufstrebenden Bahnhofquartier an bester Geschäftslage bauen. Sein eigenes Büro mit Balkon richtete er direkt auf den neuen Bahnhof aus. Anders als die meisten Textilindustriellen der Gründerzeit wohnte er nicht auf dem Fabrikareal selber.
Die Fabrik, eine mechanische Baumwollweberei, betrieb er an der Zürcherstrasse 29, auf dem Gebiet zwischen der Zürcherstrasse und der Bahnlinie. Gegründet hatte er sie 1868 zusammen mit seinem Schwager, dem Wetziker Spinnereiunternehmer und Oberstleutnant Gustav Tobler. Dem Unternehmen war, wie in jener Zeit üblich, ein grosser Landwirtschaftsbetrieb angegliedert.

Die würfelförmige Villa mit leicht vorkragendem Mittelrisalit unter einem Walmdach steht an prominenter Lage gegenüber dem Bahnhof und entspricht einem typischen, sehr repräsentativen, spätklassizistischen Bau. Die zweiläufige Treppe und die verglaste Veranda beim Eingang kamen erst 1929 dazu. Sie wurden vom Wetziker Architekten Johannes Meier (1871–1956) im Auftrag von Werner Gubelmann-Dändliker (1885–1948), dem Enkel des Erbauers, neu gestaltet.
Im Innern sind aufwändige Parkettböden, Knietäfer, wurzelmaserierte Fensterlaibungen, hervorragende Holzimitationsmalereien, reiche, farbig gefasste, zum Teil vergoldete Stuckdecken und Wandtapeten noch weitgehend erhalten. 1999/2000 erfolgte zusammen mit der Denkmalpflege eine sorgfältige Gesamtrenovation.
Die Villa steht in einem typischen Fabrikantenpark mit altem Baumbestand wie etwa einer markanten Rotbuche oder einer geschlitztblättrigen Platane.

Ein weiteres neues Element bildet der gut proportionierte Neubau aus dem Jahr 2000, der sich schön in den Park einfügt.

Das Ökonomiegebäude
Nach dem Tod des Gründers Heinrich Gubelmann ging das Unternehmen an seinen Sohn Albert Gubelmann-Weber (1845–1904) über. Dieser liess das eindrückliche Ökonomiegebäude nordöstlich der Villa 1898 durch Baumeister Hirzel erstellen. Es ist ein für die Erbauungszeit sehr modern organisiertes Landwirtschaftsgebäude mit Doppelstall und Futtertenn, Milchhütte, Heuraum und Hocheinfahrt.
Über den massiven, gemusterten Sichtbacksteinfassaden erhebt sich eine repräsentative Ständerkonstruktion aus Holz, die vertikal verbrettert und mit zierlichen Lüftungsschlitzen und repräsentativen Dekorationselementen versehen ist. Beachtenswert sind die Rundbogenfelder mit den Jalousieläden oder die Giebelfelder mit den Zierbügen sowie die Holzdekorationen.
2000–2002 erfolgte eine Umnutzung, in deren Verlauf das Gebäude sorgfältig renoviert wurde. Im Erdgeschoss entstand aus dem ehemaligen Stall und der Remise ein Restaurant und im Obergeschoss ein Grossraumbüro.

Zusammen mit Villa und Park bildete sich hier ein sehr schönes Ensemble. Seit 1925 beziehungsweise 1929 ergänzen die beiden Villen der Söhne Gustav und Theodor Gubelmann (Kantonsschulstrasse 9 bzw. Spitalstrasse 6) diese Einheit.

Literatur:
Ehemalige Fabrikantenvilla Gubelmann mit ehemaligem Ökonomiegebäude, in: Zürcher Denkmalpflege, 15. Bericht, 1997–2000. Egg 2004, S. 272 – 277.
Archiv Denkmalpflege Kanton Zürich

(Claudia Fischer-Karrer, 2024)

 

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