Industrieensemble Neuthal (TCS-Parkplatz)

Übersicht Industrieensemble Neuthal (Armin Heer 2017 DJI_0037).jpg

Das Industrieensemble Neuthal zeigt in einzigartiger Weise die Geschichte der Spinnerei des Textilfabrikanten Adolf Guyer-Zeller auf. Heute befinden sich in den historischen Bauten 4 Museen, die sich mit der textilen Fertigung und der Industrialisierung des Zürcher Oberlandes beschäftigen:

  • Wasserkraft und Arbeit,
  • Museums-Spinnerei Neuthal,
  • Rüti Webmaschinensammlung,
  • Handmaschinenstickerei Neuthal

Industrieensemble Neuthal – Überblick

Das Zürcher Oberland gehört zu den am frühesten industrialisierten Gebieten der Schweiz . Es ist besonders reich an baulichen und auch sozialen Zeugen aus der Übergangszeit von der Heimarbeit zur Industrieproduktion. Hier spiegeln sich die Anfänge unserer modernen Gesellschaft.

Das zu den besterhaltenen frühen Industriedenkmälern der Schweiz zählende Industrieensemble Neuthal eignet sich hervorragend für eine Museumslandschaft, die die Entwicklung der Textilindustrie in den letzten zwei Jahrhunderten darstellt. Mit den Bereichen Museums-Spinnerei (1994), der Webmaschinen-Sammlung (2010) und der Handmaschinenstickerei (2013) ist eine international einmalige Sammlung entstanden.

Die Anfänge gehen auf das Jahr 1825 zurück. Die eindrückliche Anlage, die vom frühen Viadukt der Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) überspannt wird, präsentiert sich als Einheit aus der markanten, viergeschossigen Fabrik, dem Fabrikantenwohnhaus, zwei Parkanlagen, Ökonomiebauten, Werkstätten, Stallungen und Kosthäusern. Das Herz dieser Anlage sind die aufwändigen Wasserkraftanlagen. Ein ausgeklügeltes Weihersystem gleicht die unregelmässige Wasserführung des Wissenbachs aus. Eine in den unteren Park integrierte Transmissionsanlage überträgt die Kraft vom Turbinenturm auf die Maschinen.

Spinnerei

Das Zürcher Oberland gilt seit dem 17. Jahrhundert als eine der wichtigsten Gegenden der textilverarbeitenden Heimindustrie. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Heimarbeiter dieser Region vor allem mit der Handspinnerei beschäftigt. 

Mit der Umstellung auf die mechanische Spinnerei in den Fabriken Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es vielen Handspinnern innert kürzester Zeit auf Handweberei umzurüsten.

Ein wichtiger Zeuge einer solchen frühindustriellen, fabrikmässig betriebenen mechanischen Baumwollspinnerei steht im Neuthal unterhalb der Mühle Müesbach. Das markante, viergeschossige Fabrikgebäude entstand 1826-1828 mit vorerst einem, ab 1832 zwei oberschlächtigen Wasserrädern.

Weberei

Mit der Einführung des englischen Maschinengarns um 1800 verloren die Heimspinner ihre Existenzgrundlage. Sie verlagerten sich auf die Heimweberei, bis auch dort die Mechanisierung einsetzte und ihnen ihr Auskommen nahm.

Eine einzigartige Webmaschinen-Sammlung gibt heute im Neuthal Einblick in die Ingenieurskunst und die Geschichte der Webmachinen.

Handmaschinenstickerei

Das Zürcher Oberland ist geprägt von Dorf-, Weiler- und Einzelhofsiedlungen.

Der Weiler Müllichram schräg gegenüber der Bahnstation Neuthal ist ein typisches Beispiel für einen Weiler, der geprägt ist von Kleinbauernhäusern, Scheunen und kleinen Sticklokalen. Oftmals kamen die Kleinbauern mit 1–3 Kühen finanziell nicht durch und betätigten sich deshalb zusätzlich in der Heimarbeit. Die heimindustrielle Handmaschinenstickerei schloss in dieser Gegend lückenlos an diejenige der Handweberei an. Dies war der Grund für das Entstehen vieler Sticklokale in und um Bäretswil.

Nebenbauten

Neben dem eigentlichen Fabrikbau und den Wasserkraftanlagen der Baumwollspinnerei – denen fünf thematische Standorttafeln gewidmet sind – standen auf dem Areal verschiedene für den Betrieb wichtige Nebenbauten wie Lagergebäude, Werkstätten, Ökonomiebauten, eine Trafostation sowie Stallungen des fabrikeigenen Landwirtschaftsbetriebs oder Kosthäuser für die Arbeiter.

(Claudia Fischer-Karrer, 2018)

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